MICC-Programm

Hanseaten simulieren gemeinsam mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern die Endphase mehrerer Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

(Norbert Grümme, 8. November 2022)

Die Kreisau-Initiative e.V. hatte 10 Schüler:innen der Q1 und 2 Lehrkräfte, Frau Le Mharchi und Herrn Grümme für die Zeit vom 15. bis 22. Oktober 2022 zu einer Jugendbegegnung mit teilnehmenden Schüler:innen aus USA, Israel, Polen und Deutschland eingeladen.
Die Tagung fand in Kreisau/Krzyżowa in Polen statt. Die Internationale Begegnungsstätte in Krzyżowa wird von der polnischen Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung verwaltet und u.a. durch Fördergelder der Europäischen Union getragen. Die Kreisau-Initiative schafft Lern- und Begegnungsräume, damit insbesondere junge Menschen ein demokratisches, solidarisches und zukunftsfähiges Miteinander in Europa und der Welt gestalten können.
Die diesjährige internationale Jugendbegegnung der Kreisau-Initiative hatte den inhaltlichen Schwerpunkt im MICC-Programm. MICC - Model International Criminal Court ist eine Simulation von Prozessen vor dem ICC, also dem Internationale Strafgerichtshof, für Schüler:innen und Studierende aus der ganzen Welt. Dabei setzen sie sich intensiv mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit und internationalem Strafrecht auseinander.
Das ICC ist ein ständiges internationales Strafgericht mit Sitz in Den Haag. Seine Zuständigkeit umfasst die vier Kernverbrechen des Völkerstrafrechts, nämlich Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Verbrechen der Aggression und der Kriegsführung. Der Internationale Strafgerichtshof ist der weltweit ausgeklügeltste Mechanismus zum Schutz der Menschenrechte und der Regeln der Kriegsführung. Das MICC ist ein Projekt, das darauf abzielt, Schüler:innen und Studierende die Grundprinzipien des ICC zu vermitteln. Das MICC-Programm wird von der Kreisau-Initiative seit 2005 erfolgreich durchgeführt. Die Arbeitssprache ist Englisch, und jede Sitzung besteht aus Schulungen, Diskussionen und Workshops mit der Simulation des ICC-Prozesses – also Vorbereitung, Verhandlung und Urteil. Das MICC bringt somit junge Menschen aus der ganzen Welt zusammen und fördert den interkulturellen Dialog und das Verständnis von Menschen mit unterschiedlichen nationalen und sozialen Hintergründen.
Ergebnisse der gemeinsamen Zeit befinden sich auch in dem anhängenden Video und der Zeitung, die von der Pressegruppe in diesen Tagen erstellt wurde.

Ainoha, Elisa, Elisabeth und Theo berichten von ihren Erfahrungen.

Ainhoa:  "Die Fahrt nach Polen mit der Kreisau-Initiative war ein unvergessliches Erlebnis. Ich habe unfassbar viel gelernt:  In der Rolle als Staatsanwältin bekam ich einen guten Einblick in die Aufgaben, die man in diesem Bereich hat und habe dabei erlebt, was für eine Verantwortung man trägt. Aber ich habe nicht nur sehr viel über das ICC gelernt, sondern auch über das Menschsein an sich. Durch das Aufeinandertreffen der vielen unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Herkünften, Kulturen und Lebensstandards, lernt man schnell, sich auf Neues einzulassen, aber auch das wertzuschätzen, was man hat. Diese Fahrt war eine Woche, die ich in meinem Leben nicht vergessen werde."

Elisa: "Die Teilnahme am MICC hat mir nicht nur unglaublich viel Spaß gemacht, sondern sehr viel Wissen über Gerichtsverhandlungen und ein Verständnis über unser Rechtssystem gegeben. Ich habe im Richterteam im Fall Simon Bikindi mitgearbeitet. Es war eine sehr intensive und herausfordernde Erfahrung, tatsächlich über diesen Fall zu richten. Die Simulation der Gerichtsverhandlungen war für mich am spannendsten. Im Nachhinein habe ich durch das MICC einen sehr guten Einblick in die Aufgaben eines Juristen bekommen. Doch nicht nur das, wir haben auf der Fahrt nach Kreisau super nette Menschen aus Polen, Amerika und Israel kennengelernt. Es war sehr interessant, sich mit den Menschen unterschiedlicher Kulturen auseinanderzusetzen und wir haben uns in der Woche einander anvertraut. Es war eine sehr schöne Zeit mit unvergesslichen Erinnerungen."

Elisabeth: "Mein Presseteam war eine super angenehme und lustige Truppe. Wir waren insgesamt 8 Schüler:innen und ein Trainer, die zusammen ein Video und eine Zeitschrift erstellt haben. Als Presseteam waren wir viel mit Kamera und Mikrofon unterwegs und interviewten die anderen Teilnehmer:nnen für unser Video. Außerdem saßen wir bei den Verhandlungen mit im Publikum und beobachteten die Geschehnisse genau, um aus unseren Notizen Artikel für die Zeitschrift zu verfassen.
Für mich persönlich war die Arbeit als Journalistin genau das Richtige! Zwar waren zum Teil die Aufgaben etwas stressig, da wir natürlich auch eine Deadline für unsere Artikel hatten und diese dann abends noch weiterschreiben mussten, aber das gehört schließlich auch auf eine Weise zu dem Job dazu. Was ich besonders mochte, war die Freiheit, die du als Presse hattest, da wir schließlich selbst über die Umsetzung des Videos und der Zeitschrift entscheiden konnten. Es war angenehm, nicht direkt im Mittelpunkt zu stehen und sich so lange mit seiner Aufgabe als Presseteam auseinandersetzten zu können. Die anderen in meinem Team waren sehr freundlich und wir haben gut zusammengearbeitet, was natürlich auch zu einem guten Endergebnis geführt hat. Neben der Arbeit beim MICC war es natürlich spannend, so viele neue Leute zu treffen, die aus verschiedenen Ländern und Kulturen kamen. Ich selbst bin in meinem Leben noch nicht wirklich in der Welt umhergekommen, was es natürlich sehr interessant gemacht.
Grundlegend war das Projekt eine großartige Erfahrung, die ich immer wieder gerne machen würde und ich empfehle dieses Projekt an alle Leute, die sich für Menschenrechte, internationale Kontakte, Politik und vielleicht auch Journalismus interessieren. Außerdem bietet es eine Möglichkeit, die eigenen Englisch-Skills zu nutzen und zu erweitern."

Theo: "Meine Erfahrungen mit dem MICC-Programm waren sehr gut und umfangreich. Es war das erste Mal, dass ich in Polen war und direkt hatte ich solch eine wichtige Möglichkeit, mit den Menschen aus Polen, Israel und den USA in Kontakt zu kommen. Ich denke, dass das MICC eine einmalige Möglichkeit war, mit Gleichaltrigen aus aller Welt zu so wichtigen Themen, wie Menschenrechte und faire internationale Gerichte zu arbeiten. Über die Woche habe ich mich mit einigen Teilnehmern angefreundet und es hat mir gezeigt, dass egal aus welchem Land ein Mensch kommt, man sich immer versteht und wir alle im Grunde genommen dieselben Werte vertreten: Werte des Friedens und der Menschlichkeit."