Philomena Franz als Zeitzeugin bei der Ausstellungseröffnung „Um das Unbegreifliche zu begreifen und niemals zu vergessen“

Im Bann der KZ-Überlebenden: Häftling 10550

In einer vollen Aula gebannte Spannung

Am 31.11.2012 fand in unserem Hansa-Gymnasium die Eröffnung der Ausstellung „Um das Unbegreifliche zu begreifen und niemals zu vergessen“ statt, die von den Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Geschichte der Stufe Q 2 vorbereitet wurde. Als besonderer Gast war die Zeitzeugin und Auschwitz-Überlebenden Philomena Franz anwesend. Die Aula war bis zum letzten Platz besetzt, Schüler und Schülerinnen, Lehrer, sowie Eltern kamen zu dieser einmaligen Gelegenheit.
Nach dem beeindruckenden Klavierspiel des Mitschülers Georg Razumovskij (Ef) und den Grußworten des Bürgermeisters A. Hupke und M. Gräbner vom Amt für Schulentwicklung der Stadt Köln  hörten wir einen kurzen Vortrag von Roland Vossebrecker, der uns die wichtigsten Fakten nannte, so dass wir Philomena Franz vollständig folgen konnten.
Philomena Franz, geboren am 21. Juli 1922 in Biberach in einer Sinti-Familie, hatte eine glückliche Kindheit. Sie wuchs in Stuttgart mit zehn Geschwistern in einer Musikerfamilie mit vielen Auftritten im In- und Ausland auf - ein bemerkenswertes, aber leider dann doch zunehmend trauriges Leben in der Zeit der NS-Diktatur, als in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis Millionen Menschen unschuldig festgehalten, brutal misshandelt und ausgebeutet wurden, bis zum Tode schufteten, während sie unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Viele andere gingen allerdings in den Vernichtungslagern von Treblinka, Majdanek und Auschwitz direkt in die Gaskammern.
Die volle Aula, die den Vorrednern gespannt und leise zugehört hatte, verstummte mit einem Mal komplett vor Respekt. Was diese Frau durchlebt und durchlitten hatte, konnte man sich nicht einmal annähernd vorstellen.
Im März 1943 wurde Frau Franz mit allen anderen Sinti-Familien in das Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau deportiert. Viele der mit ihr zusammen in „Viehwaggons“ transportierten Frauen und Kinder wurden nach der Ankunft in Birkenau direkt zu den „Duschen“ getrieben, die allerdings nur Tarnung der mörderischen Gaskammern waren. Philomena Franz wurde im Block 20 des Birkenauer „Zigeunerlagers“ aufgenommen und musste dann ohne Schutz in Zwangsarbeit u.a. Bomben gießen. Eines Tages schrieb sie ihrer schwerkranken Schwester, die sich im KZ Ravensbrück befand, einen Brief und wurde dann wie durch ein Wunder dorthin transportiert. Nach ihrer Flucht aus dem Lager streifte sie fast eine Woche lang durch die Wälder, wurde schließlich von der Hitlerjugend gefasst und verprügelt. In einer Folterkammer wachte sie auf. Jeden Tag warf ein jüdischer Arzt ihr Brot in die Kammer, so dass sie überleben und uns von ihrem Leben erzählen konnte.
Philomena schreibt heute Zigeunermärchen, setzt sich gegen Rassismus ein und hält Vorlesungen an Universitäten und Schulen. In ihrem Buch „Zwischen Liebe und Hass“ berichtet sie aus ihrem Leben. Für diese besonderen Leistungen wurde sie schließlich von der Europäischen Union mit dem Preis „Frauen Europas in Deutschland 2001“ ausgezeichnet.
„Wenn wir hassen, verlieren wir und nur wenn wir lieben, gewinnen wir“ so das Lebensmotto von Philomena Franz.
Wir danken herzlich unserem Geschichtslehrer Herrn Grümme und dem Leistungskurs Geschichte, die mit größtem Engagement dieses außergewöhnliche und einmalige Treffen mit dieser mutigen Frau ermöglicht hat.
Anschelika Gurov (EF)

Terminabsprache zur Besichtigung der Ausstellung

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