#EinanderBegegnen MICC - Ein internationales Jugendtreffen der Kreisau-Initiative  vom 1. - 7. Dezember 2023 in Belgrad

In diesem Jahr hatten wir als Schülerinnen und Schüler des Hansa Gymnasiums zum zweiten Mal die Chance, an dem Programm der Kreisau-Initiative e.V. "MICC School" teilnehmen zu dürfen. So sind 12 Schülerinnen und Schüler der Stufe Q1 nach einem Bewerbungsverfahren schließlich in Begleitung von Frau Feldmann und Herrn Grümme vom 1. bis zum 7. Dezember 2023 nach Belgrad gereist.

(Lucie Zänder, Q1, 15. Januar 2024)

Das MICC (Model International Criminal Court) ist ein Projekt, bei dem junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammentreffen und die Endphase mehrerer Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag simulieren. Dafür konnten wir uns im Vorhinein eine Rolle wünschen und wurden dann in dieser Rolle einem von drei Fällen zugeteilt. Die unterschiedlichen Rollen waren die der Richterin/des Richters, der Staatsanwältin/des Staatsanwalts, der Verteidigerin/des Verteidigers und die Arbeit im Presseteam. Zusätzlich wurden wir einige Wochen vor der Abfahrt mit den Materialien unseres jeweiligen Falles versorgt und konnten uns so auf die Zeit vorbereiten.

Am ersten Dezember haben wir uns früh am Flughafen in Köln getroffen und sind zunächst nach München geflogen. Aufgrund des starken Wintereinbruchs vor allem in München, unserer Zwischenstation mit der Lufthansa, sind wir dennoch zwar verspätet, aber sicher in Belgrad angekommen. Leider wurde unser Gepäck nicht rechtzeitig in das Flugzeug von München nach Belgrad geladen und so standen wir dann am Belgrader Flughafen schließlich ohne unsere Koffer da. Im Hotel wurden wir herzlich empfangen und haben direkt unsere Zimmer bekommen. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir dann bei ein paar Spielen die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kroatien, Serbien und Ungarn kennengelernt.

Am nächsten Morgen haben wir uns alle zu unserem ersten Workshop zum Thema Menschenrechte versammelt. Obwohl das gesamte Programm auf Englisch stattfand, konnten wir alle gut folgen und haben uns insgesamt in dieser Woche sprachlich gut weiterentwickelt. Am Nachmittag und Abend haben wir in Gruppen über die Geschichte unserer jeweiligen Prozesse und die adäquate Argumentation gesprochen. Unsere Koffer waren allerdings immer noch nicht eingetroffen, so dass wir nach dem Programm noch in das fußläufig gelegene Einkaufszentrum zum Shoppen gegangen sind.

Am dritten Tag, dem Sonntag, haben sich dann alle Gruppen entsprechend ihrer Rollen eingeteilt und auf die Verhandlungen ihres Falles vorbereitet. Da ich mir als Richterin vor allem Fragen an die Anwälte beider Seiten überlegen musste, hatte meine Gruppe schon nachmittags frei und so konnten wir in unserem Zimmern bleiben, Einkaufen gehen oder die Zeit mit den anderen Teilnehmern verbringen.

Am Montag fanden dann die drei Verhandlungen nacheinander statt. Der Fall des Industriellen Friedrich Flick während der Zeit des Dritten Reiches begann und wir mussten alle für die einziehenden Richterinnen und Richter aufstehen, während sie in ihren Roben den Raum betraten. Der Ablauf war in allen Fällen gleich: Als erstes las die Staatsanwaltschaft ihre Anschuldigungen in den verschiedenen Bereichen vor und die Verteidigung folgte dann mit ihren Plädoyers. Danach konnten die Richterinnen und Richter ihre Fragen an beide Seiten stellen und eine Fragerunde einleiten. Zum Schluss wurden noch die Schlussplädoyes vorgetragen. Da es die gleiche Reihenfolge wie am Anfang war, hatte die Verteidigung das letzte Wort und die Verhandlung wurde von dem Hammerschlag des „presiding Judge“, dem vorsitzenden Richter beendet.
Auch die dann folgenden zwei Prozesse von Dražen Erdemović aus der Zeit in den 1990er Jahren während des Krieges in Ex-Jugoslawien und Simon Bikindi (z. Zt. des Genozids in Ruanda 1994) liefen nach diesem Schema ab. Am Abend mussten wir Richterinnen und Richter dann unsere Urteile besprechen und verfassen. Dazu gab es eine Vorlage, an der wir uns orientieren konnten. Es war schwer, sachlich und nur anhand des internationalen "Roman Statute" zu entscheiden, doch unsere Teamerinnen und Teamer konnten uns dabei gut unterstützen.

Am Dienstag wurden dann die Urteile aller Angeklagten verkündet und anschließend mit allen diskutiert. Am Nachmittag fand noch eine von dem Presseteam organisierte Pressekonferenz statt, bei der je ein Vertreter jeder Rolle aus jedem Fall teilnahm. Beendet wurde der Teil dann mit einem abschließenden Workshop zu Menschenrechten. Damit war auch die eigentliche Arbeit vorbei.

Am letzten Tag sind wir dann alle gemeinsam mit einem großen Bus in die Innenstadt Belgrads gefahren und wurden dort von ehemaligen Teilnehmern des MICC, die vor einigen Jahren so wie wir daran teilgenommen hatten, durch die Stadt geführt. Anschließend hatten wir miteinander in Kleingruppen unsere Freizeit in dieser interessanten Hauptstadt Serbiens verbracht. Ich bin mit einer Gruppe aus Deutschen und Serben in ein Café und shoppen gegangen und am Abend fing es sogar mit dem Schneien an. Leider waren unsere Koffer immer noch nicht angekommen und wir hatten uns bereits damit abgefunden und wussten, dass wir ohne sie auch wieder in Richtung Köln abreisen würden.

Nach dem Abendessen im Hotel haben wir dann während eines gemeinsamen Abschlussabends unsere Zertifikate und Urkunden bekommen und dann auf einer weiteren Party miteinander gefeiert. Hierbei haben wir unsere Kölsche Kultur und unsere Schule den Anderen vorgestellt. Wir haben Tänze aus den anderen Ländern gelernt und nachher noch Zeit mit den anderen Jugendlichen verbracht.

Der Tag der Abreise war für uns alle sehr emotional, weil wir unsere neugefundenen Freundinnen und Freunde verabschieden mussten.
Ich kann abschließend sagen, dass die Teilnahme am MICC eine bereichernde Erfahrung war und ich nur empfehlen kann, die Chance für die Teilnahme an einem der nächsten MICC wahrzunehmen. Ich habe viel über Menschenrechte, Schuld und Verantwortung sowie internationales Recht und den Umgang damit gelernt. Aber noch viel wichtiger ist aus meiner Sicht der Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern - hierbei habe ich sehr interessante, tolle Menschen kennengelernt, wofür ich sehr dankbar bin.